Kindheit und Jugend:
Marthe wurde am 13. März 1902 in Châteauneuf-de-Galaure (Drôme) in einer Familie bescheidener Bauern geboren. Sie besucht die Schule bis zum Alter von 13 Jahren. Sie geht zum Religionsunterricht, obwohl die Region sehr stark vom Antiklerikalismus geprägt ist.
Im November 1918 fiel das Mädchen in der Küche hin und blieb bis 1921 bewegungsunfähig in ihrem Bett. Nach dieser etwas geheimnisvollen Zeit erschien ihr die Muttergottes Maria zum ersten Mal und Marthes Gesundheit verbesserte sich.
Marthe, die Heiligen des Karmel und der Dritte Orden des heiligen Franziskus
Die Prüfungen vervielfachten sich und hinderten Marthe daran, in den Karmel einzutreten. Doch sie blieb ihr ganzes Leben lang von der Spiritualität der Teresa von Avila und Theresia von Lisieux geprägt.
Sie ist im Begriff, als Kranke an der Diözesan-Wallfahrt nach Lourdes teilzunehmen, als sie erfährt, dass eine andere Kranke sich danach sehnte mitzufahren; sie gibt ihren Platz frei. Nach dieser Entsagung erlebt sie einen großen inneren Frieden, und am 15. Oktober 1925, dem Fest von Teresa von Avila, vollzieht sie ihren großen Akt der Hingabe an den Willen Gottes (sie übergibt Gott ihr Gedächtnis, ihre Intelligenz, ihren Willen, ihren Leib und ihre Sinne, ihren Geist und ihre Fähigkeiten, ihr Herz und ihre Gefühle).
Später erschien ihr Theresia von Lisieux dreimal und sagte ihr, dass sie ihre Mission in der Welt fortsetzen werde.
Am 25. März 1928 sind ihr Beine vollständig gelähmt: Marthe bleibt für das ganze Leben ans Bett gefesselt. Am 2. Februar 1929 kommt die Lähmung von Armen und Händen dazu: Marthe hat ständige Schmerzen. Sie kann nicht essen, trinken oder schlafen; sie lebt nur von der Eucharistie.
Auf Anraten eines Kapuziners tritt sie in den Dritten Orden des heiligen Franziskus ein und emfängt 1930 die Jungfrauenweihe.
Marthe und das Mitleiden
Am 2. Oktober 1930 wurde Marthe stigmatisiert; von da an erlebte sie jeden Freitag die Passion Jesu.
Marthe sprach nicht von ihren Stigmata; sie sagte nur, dass Jesus sie gebeten hatte, „wie er“ zu sein.
Diejenigen, die sie kennen, nennen sie „kleine Marthe“, so bescheiden ist sie. Sie liebt ihre Demut, weil sie so die Unterstützung Jesu erfährt.
„Jesus teilt all unsere Leiden. Er will alle unsere Kreuze zum Blühen bringen.“
Marthe und Maria
Vom Dreifaltigen Gott her entdeckte Marthe die unvergleichliche Rolle Mariens: „Die Dreieinigkeit wartet auf die jungfräuliche Antwort aus dem Munde ihrer Vielgeliebten, um ihren ewig belebenden Atem in sie herabkommen zu lassen“. Diese prägnante Aussage führt Marthe dazu, im Sinne des heiligen Ludwig-Maria Grignion de Montfort jeden Tag „die Weihe an Jesus Christus, die inkarnierte Weisheit, unter der Obhut Mariens“ zu wiederholen und sie nachdrücklich zu empfehlen.
Marthe, gekreuzigt mit Jesus, empfing von ihm Maria als ihre Mutter. Jeden Freitag, vor dem Ende der „Passion“, erschien Maria ihr, am Fuß ihrer Liegestatt. Marthe hörte auf zu stöhnen und sagte zu Pater Finet: „Mein Vater, die Mutter ist hier“.
Marthes Präsenz in der Welt
Nachdem sie ihren Pfarrer Léon Faure aufgefordert hatte, eine kleine Schule zu gründen, die 1934 eröffnet wurde, empfing Marthe von Gott ein großes Projekt, das sie einem Priester aus Lyon, Georges Finet, anvertraute, der ihr ein Bild von Maria als Mittlerin aller Gnaden bringen wollte.
Am 10. Februar 1936 (erste Vesper des Festes Unserer Lieben Frau in Lourdes) bat Marthe ihn „im Namen Gottes“, ein erstes Foyer de Charité zu gründen. Ermutigt durch seine Vorgesetzten und den Bischof von Valence, Bischof Pic, predigte G. Finet vom 7. bis 13. September 1936 in Châteauneuf die ersten Exerzitien.
Marthe empfängt immer mehr Menschen, sie empfängt Kinder und ältere Leute, Atheisten und glühende Christen, Reiche und Arme, Arbeiter und Studenten, Bischöfe, Gründer von Gemeinschaften, Politiker, Verheiratete und Geschiedene, und sie versteht die Kranken. Marthe hörte sehr viel zu, weil sie liebte. Oh, wie lieb sind wir dem Herzen Jesu!
Die Foyers de Charité
Die Foyers de Lumière, de Charité und d'amour (Foyers des Lichtes, der Nächstenliebe und der Liebe) heben die Bedeutung des mystischen Priestertums aller Christen und die Bedeutung des Gemeinschaftslebens in der Kirche hervor.
Ein „Foyer de Lumière, de Charité und d'amour“ ist eine Gemeinschaft von Getauften, die geschart um einen Priester ihre materiellen, geistigen und geistlichen Güter teilen, wie in den Anfängen der Kirche. Die Hauptaktivität besteht darin, die leuchtende Lehre des Evangeliums durch fünftägige geistliche Exerzitien zu verbreiten.
Marthes Ausstrahlung reicht über die Foyers hinaus.
________________________________________
Raymond PEYRET, „Robin (Marthe)“ im Dictionnaire de spiritualité XIII, Beauchêne Paris 1988, Col 833-836 (Lexikon für Spiritualität)