Das Alltagsleben der heiligen Familie, in freudvollen und in schweren Zeiten

Das Alltagsleben der heiligen Familie, in freudvollen und in schweren Zeiten

Als Handwerker führte Josef, das Oberhaupt der heiligen Familie, das mühselige Leben seines Standes. Und wie so viele Familienväter vermittelte auch er seinen Beruf seinem Sohn, Jesus. „Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm“ (Lk 2,40). In den Augen aller im Ort galt das Ehepaar mit seinem Kind, obgleich besonders fromm und gastfreundlich, doch als eine Familie „wie alle anderen auch“.

Die heilige Theresa (von Lisieux) schreibt diesbezüglich, in ihrem großartigen Gedicht an Maria (1):

„Ich weiß, dass in Nazareth, gebenedeite Mutter

Du ganz ärmlich lebst, möchtest nichts weiteres

Keine Entzückungen, Wunder, Extasen

Verschönern dein Leben, o Königin der Erwählten!...

Die Zahl der Geringen ist recht groß auf Erden

Sie können, ohne zu zittern, zu dir die Augen erheben

Auf dem gemeinsamen Weg, unvergleichbare Mutter

Ist es dir lieb zu gehen, um sie in den Himmel zu führen.“

Maria und Josef hatten in der Tat treu Schweigen bewahrt über den außergewöhnlichen jungfräulichen und göttlichen Ursprung Jesu, der aus Maria geboren wurde. Die Riten der Verlobung und Heirat hatte man gewahrt. Jesus selbst hatte, bis zum Beginn seiner Predigten (zu diesem Zeitpunkt war er 30 Jahre alt) ebenfalls Schweigen gewahrt über sein doppeltes Wesen, menschlich und göttlich. Die heilige Familie führte somit in Nazareth ein Leben, das zugleich einfach war in allem Äußerlichen und zutiefst erfüllt von der Glückseligkeit der Gerechten unter den Gerechten in seinem Inneren. Lebten Maria und Josef nicht tagtäglich zusammen mit der Weisheit selbst: dem Fleisch gewordenen Wort Gottes...?

Doch eine solche Glückseligkeit bestand für die heilige Familie nicht in erster Linie in einem rein menschlichen Glück, und was der Apostel Paulus später in einem seiner Briefe sagen wird, war ganz besonders das Los der Familie des Sohnes Gottes: „Jetzt freue ich mich in den Leiden...“ Man denke nur an die Geburt des Sohnes Gottes: in einer Höhle, mitten in einer Winternacht, weil in der Herberge zu Bethlehem kein Platz mehr war... Welche Eltern hätten in solchen Momenten nicht eine tiefe Angst empfunden, selbst, wenn die heilige Theresa darin eine hinreißende Größe sieht?!

„Später in Bethlehem, o Josef und Maria!

Ich sehe euch von allen Einwohnern abgewiesen

Niemand möchte in seiner Herberge

Arme Fremde empfangen, der Platz ist für die Wohlhabenden....

Der Platz ist für die Wohlhabenden, und so ist es in einem Stall

Dass die Himmelskönigin einen Gott gebären soll.

O meine geliebte Mutter, wie finde ich dich liebenswert

Wie finde ich dich großartig an einem so armseligen Ort!“

Gezwungen zur Auswanderung nach Ägypten mit dem neugeborenen Kind. Wie beängstigend muss, auf menschlicher Ebene, das Exil der heiligen Familie in Ägypten gewesen sein, als Maria und Josef wenige Wochen nach der Geburt mit dem Neugeborenen vor der Eifersucht des Herodes fliehen mussten?! Doch die heilige Theresa ist der Ansicht, dass das Exil gar nicht so hart ist:

„O Königin der Märtyrer, bis zu deinem Lebensabend

Durchbohrte ein schmerzhaftes Schwert dein Herz

Schon musst du den heimatlichen Boden verlassen

Um der eifersüchtigen Wut eines Königs zu entgehen.

Jesus schlummert friedlich unter den Falten deines Gewandes

Josef kommt, dich zu bitten, auf der Stelle aufzubrechen

Und dein Gehorsam zeigt sich sogleich

Du brichst unverzüglich auf und ohne Einwände zu erheben.

Auf ägyptischem Boden, so scheint mir, o Maria

Bleibt dein Herz auch in der Armut froh

Denn ist Jesus nicht die schönste Heimat

Was macht dir schon das Exil aus, wo du doch den Himmel besitzt?“

Denn in der Tat: Nachdem der Tetrarch von Judäa, Herodes Antipas, von den heiligen drei Königen erfahren hatte, die, dem Stern folgend, gekommen waren, um Jesus anzubeten, gab er Befehl, das Kind ausfindig zu machen und es hinzurichten, da er in ihm eine Bedrohung für seine eigene Macht sah. Die Flucht nach Ägypten, zu der Josef die Aufforderung im Traum erhalten hatte, bewahrte das Jesuskind vor dem „Massaker der Unschuldigen“, in dem Herodes alle männlichen Erstgeborenen der Hebräer seiner Provinz töten ließ...

Bereits solcherart leidgeprüft, blieben den heiligen Eltern auch nicht die Leiden der Kindheit und Jugend Jesu erspart. Man denke nur an jenes dramatische Ereignis, als das Kind auf dem Heimweg vom Tempel von Jerusalem verloren geht, ein Ereignis, das die heilige Theresa schwieriger betrachtet:

„Doch in Jerusalem wird dein Herz überflutet

von einer bitteren Traurigkeit, wie von einem riesigen Ozean

Jesus verbirgt sich drei Tage lang vor deiner Zärtlichkeit

Wenn das nicht das Exil ist in all seiner Härte!...

Schließlich erblickst du ihn, und deine Freude kennt keine Grenzen

Du sagst zu dem schönen Kind, das die Gelehrten bezaubert:

‚O mein Sohn, warum tust du das?

Hier sind dein Vater und ich, die dich mit Tränen suchten.‘

Und das Gotteskind antwortet, o welch tiefes Mysterium!

Der geliebten Mutter, die ihm ihre Arme entgegenstreckt:

‚Warum suchtet ihr mich?...

Den Werken meines Vaters

Muss ich mich widmen, wusstet ihr das nicht?‘

Das Evangelium lehrt mich, dass mit zunehmender Reife

Jesus Josef und Maria ergeben bleibt

Und mein Herz zeigt mir, mit welcher Zärtlichkeit

Er stets seinen geliebten Eltern gehorcht

Nun verstehe ich das Mysterium des Tempels

Die verborgenen Worte meines freundlichen Königs.

Mutter, dein zartes Kind möchte, dass du das Vorbild seist

Der Seele, die Ihn sucht in der Nacht des Glaubens.

Denn da der König des Himmels wollte, dass seine Mutter

In die Nacht getaucht werde, in die Angst des Herzens.

Maria, ist es also ein Gut, auf Erden zu leiden?

Ja, zu leiden in der Liebe ist das reinste Glück!“

Was das folgende Leben Christi angeht, von dem Zeitpunkt seines ersten öffentlichen Auftretens bis zum Ölberg, so ist uns bewusst: Welche Mutter hätte mehr zu leiden gehabt als die Jungfrau Maria am Fuß des Kreuzes, an das ihr Kind geschlagen war? Ein solches Leiden findet seine ganze Erleuchtung einzig in der österlichen Freude der Auferstehung des Sohnes, am dritten Tag ...

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(1) Siehe das Gedicht „Warum ich dich liebe, o Maria, von der heiligen Theresa vom Kinde Jesu“.