Wigratzbad: Ich werde der Schlange den Kopf zertreten

Wigratzbad: Ich werde der Schlange den Kopf zertreten

Antonie Rädler, 1899 als Tochter eines Metzgermeisters geboren, wächst mit fünf Geschwistern in einer Familie auf, in der Gebete und christliche Einstellungen das tägliche Leben bestimmen. Antonie ist 37 Jahre alt, als sie eine Fleischereifiliale ihres Vaters in Lindau am Bodensee übernimmt. Dort im Laden hängt ein Marienbild. Wir schreiben das Jahr 1936.

 

Eines Tages erscheint dort die Gestapo und befielt das Bild der Heiligen Jungfrau durch das des Führers zu ersetzen und anstatt „Grüss Gott" den Nazi-Gruss „Heil Hitler" zu verwenden, was Antonie verweigert und daraufhin verhaftet wird. Repressalien folgen und sie entgeht knapp einigen Mordanschlägen, unter anderem dem Ertrinkungstod im Bodensee. Laut ihrer Erzählung wird sie von einem geheimnisvollen, von einem Lichtschein umgebenen Radfahrer beschützt, den sie „ihren Schutzengel mit dem Fahrrad nennt".

 

Zum Dank lassen ihre Eltern in ihrem Garten eine Lourdesgrotte errichten, die der Ortspfarrer, P. Barsch am 11. Oktober 1936, dem Fest der Mutterschaft Mariens, einweiht. Im darauffolgenden Monat schenkt ihr die Statue ein „Lächeln" und sie empfängt eine Botschaft: „Unbefleckt  empfangene Mutter vom Sieg, bitte für uns!" In der Oktav von Maria Empfängnis, am 15. Dezember 1936, während sie das dritte Geheimnis des schmerzhaften Rosenkranzes betet, geschieht es, dass Antonie in dieser Grotte einen Engelsgesang hört. „Es waren viele Chöre der Engel, die eine Art himmlischer Sinfonie bildeten und immer wieder die Worte sangen: " Maria, unbefleckt empfangene Mutter vom Sieg, bitte für uns."

 

Am 22. Februar 1938, gegen halb sieben Uhr morgens, erscheint im Nachbarort die Heilige Jungfrau der sterbenskranken, 61jährigen Cäcilia Geyer:

 

Ich hörte etwas wie ein leises Murmeln und in einer leuchtenden Wolke, die immer grösser wurde, erschien die Muttergottes, die der Statue von Wigratzbad aufs Haar glich. Plötzlich befand ich mich in dieser Grotte Die Erscheinung sagte zu mir:

„Erbaut mir hier eine Kapelle und ich werde der höllischen Schlange den Kopf zertreten. Grosse Menschenmassen werden hierher kommen, über die ich Ströme von Gnaden ausgiessen werde. Der heilige Josef, der heilige Antonius und die Armen Seelen im Fegefeuer werden Antonie helfen."

Danach befahl mir die hehre Frau: „Gehe jetzt und bete meinen Göttlichen Sohn im Heiligsten Sakrament an". „Wo könnte ich dies tun? Um diese Zeit ist nirgendwo das Heiligste Sakrament ausgesetzt".  Da erschien vor meinen erstaunten Augen an dem Ort, der mir bezeichnet wurde, eine Kapelle. Im Innern der Kapelle, auf dem Altar, thronte Jesus in einer herrlichen Monstranz, die nach allen Seiten wunderbare, hellleuchtende Strahlen aussandte.

 

Am 17. Juni 1938, genehmigte die Regierung den Bau der Kapelle, zur „Unbefleckten Mutter vom Sieg". Die Arbeiten beginnen am 2. Juli 1938, auf dem Grundstück, das von den Eltern Antonie Rädlers zur Verfügung gestellt wird. Die Einweihung wird auf den 8. Dezember 1939, Fest der Unbefleckten Empfängnis, festgelegt aber Antonie wird am 21. November verhaftet und in das berüchtigte Gefängnis „Katzenstadl" nach Augsburg gebracht, wo sie endlosen Verhören ausgesetzt wird.

 

Im Laufe der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember erscheint ihr die Heilige Jungfrau in einer leuchtenden Wolke und kündigt ihr ihre bevorstehende Befreiung aus dem Gefängnis an. Sie wird Weihnachten im Schoss ihrer Familie feiern. Hier lehrt sie Unsere Liebe Frau das „Kindlein-Jesus-Gebet", das bis zum heutigen Tag in der Adventzeit gebetet wird.

 

Antonie wird am 18. Dezember, am Tag des Festes der Erwartung Unserer Lieben Frau, aus dem Gefängnis entlassen. Ab diesem Zeitpunkt nimmt der Zustrom nach Wigratzbad zu.

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Patrick Sbalchiero, „Wigratzbad“,

in: Réné Laurentin et Patrick Sbalchiero, Dictionnaire encyclopédique des apparitions de la Vierge.

Fayard, Paris 2007